Mittwoch, August 10, 2005

Streit um Visa trübt Vorfreude auf Weltjugendtag

Der Limburger Bischof Franz Kamphaus hat das Außenministerium wegen der Weigerung, Menschen aus Kamerun die für die Teilnahme am Weltjugendtag in Deutschland nötigen Visa zu erteilen, am Mittwoch scharf kritisiert. Aus Kumbo, dem Partnerbistum von Limburg, hätten 14 Menschen anreisen sollen. Visa bekamen aber nur der Diözesanjugendpfarrer und eine Nonne. "Das ist ein Skandal. Getroffen wird der ärmste Kontinent", sagte Kamphaus im "Pilger-Point" im Frankfurter Flughafen, den er gemeinsam mit dem Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr eröffnete. Der Weltjugendtag findet vom 16. bis 21.August in Köln statt. Zu ihm gehören Tage der Begegnung in den deutschen Bistümern, die heute beginnen.

Auch 600 Menschen aus den Philippinen, die dem Bistum Limburg vom Weltjugendtagsbüro in Köln zugeteilt worden waren, können nicht einreisen. Für die Gruppe aus Kamerun war im Bistum ein über den Weltjugendtag hinausgehendes Besuchs- und Begegnungsprogramm geplant.

Gegen die Visa-Verweigerung protestierten im "Pilger-Point" auch Mitglieder der Gemeinde in Frankfurt-Unterliederbach. Dort hätten die Kameruner untergebracht werden sollen. Kamphaus gab zu, daß bei früheren Weltjugendtagen Einreisemöglichkeiten mißbraucht worden seien, aber dagegen seien Kriterien entwickelt und mit der Bundesregierung abgesprochen worden. Unter Verweis auf ein Protestplakat, auf dem der Name von Außenminister Joseph Fischer zu lesen war, sagte der Bischof, Fischer und andere seien für offene Grenzen eingetreten, gerade von ihnen dürfe Europa nicht zu einer Festung gemacht werden. Es komme darauf an, über Globalisierung "nicht zu schwätzen, sondern sie zu praktizieren".

Die Begründung der deutschen Botschaft in Kamerun für die Visa-Verweigerung sei nicht stichhaltig, so Kamphaus. Genannt worden waren dem Bistum nach dessen Darstellung eine zu geringe "familiäre und wirtschaftliche Verwurzelung" der Jugendlichen im Heimatland. Das Argument, die Jugendlichen verdienten zu wenig, zähle nicht, "denn das ist in Afrika sowieso der Fall", so Kamphaus am Mittwoch. Die Jugendlichen aus Kumbo seien dem Bistum alle namentlich bekannt und von ihrem Bischof empfohlen worden. Vermutet wird im Bistum Limburg, daß sich die Botschaften nach der "Visa-Affäre" um den Außenminister nun "neu positionieren".

Für Margurit Aßmann, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von St.Johannes in Unterliederbach, hat das Verhalten der Botschaft "politische Gründe". "Wir sind verärgert und sauer", sagte sie am Mittwoch zu Kamphaus. Auch in andere Bistümer dürfen Jugendliche wegen fehlender Visa nicht reisen. Nach Auskunft aus dem Bistum Mainz können dort deshalb zehn Nigerianer nicht zu Besuch kommen. Aber nicht nur wegen der Verweigerung von Visa müssen die Bistümer die Zahl der Teilnehmer an den Tagen der Begegnung teils drastisch nach unten korrigieren. In den Diözesen Limburg und Mainz waren nach ersten Schätzungen je 15000 Gäste erwartet worden, es kommen 5400 beziehungsweise 8000. Dafür gebe es mehrere Gründe: So seien viele Jugendliche schon in Rom bei den Beisetzungsfeiern für Johannes PaulII. und der Amtseinführung von BenediktXVI. gewesen, und das Reisebudget sei erschöpft. Kritisiert wird aber auch, daß die Tage der Begegnung vom Vatikan und vom Erzbistum Köln nicht genügend beworben worden seien. Es gebe in Rom ein gewisses Mißtrauen dem deutschen Katholizismus gegenüber, heißt es.

"Köln ist nicht so attraktiv wie Toronto, Rom oder Paris, wo Weltjugendtage stattfanden", sagte Neymeyr gestern. "Aber insgesamt haben wir die bisher höchste Zahl an Teilnehmern bei Tagen der Begegnung." Die deutschen Bistümer erwarten dazu 120000 Menschen. Auch in der Rhein-Main-Region finden in den nächsten Tagen viele Veranstaltungen statt.

Der "Pilger-Point" soll ausländischen Besuchern weiterhelfen, die in Frankfurt landen. Untergebracht ist er am Durchgang zwischen dem Terminal1 und dem Fernbahnhof. Die Fraport AG hat dafür ihr Kommunikationszentrum zur Verfügung gestellt. Dort arbeiten 50 bis 60 Freiwillige täglich von 7 bis 20 Uhr. (toe.)

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