Kumbo-Limburg / Diocese partnership - Bistumspartnerschaft
Der Begriff 'Bistumspartnerschaften' bezeichnet die verbindliche Beziehung zwischen zwei Bistümern in der Weltkirche. Eine solche Verbindung
zwischen Nord und Süd, zwischen West und Ost gründet auf der Geschwisterlichkeit aller Christen durch die Taufe. Als Schwestern und Brüder Jesu sind
wir gleich, auch wenn uns wirtschaftliche Möglichkeiten, kulturelle Entwicklungen und historische Erfahrungen unterscheiden und manchmal auch trennen.
Mittwoch, März 17, 2004
Zu Gast in Deutschland: Interview mit Makelia und Ephriam
Seit einem halben Jahr sind sie in Deutschland: Makelia Ngi und Ephriam
Ba aus der Limburger Partnerdiözese Kumbo in Kamerun. Das bdkj-Info hat mit
Ihnen über Ihre Erfahrungen gesprochen
Info: Wie lebt es sich als Kameruner, als KamerunerIn in Deutschland?
Ephriam:
Es gibt schon große Unterschiede zwischen Kamerun und Deutschland. Den Lebensstandard, den es hier gibt, das haben wir in Kamerun nicht. Wir versuchen das hinzubekommen, aber das ist manchmal schon schwierig. Viele Dinge sind für uns neu, vor allem in den Häusern, Haushaltsgeräte z.B., bei denen wir lernen müssen, wie man Sie gebraucht.
Makelia:
Als Frau ist das noch einmal etwas anderes. Hier haben die meisten Frauen genug zu essen und viele arbeiten. In Kamerun hingegen haben viele Frauen keinen Job und das tägliche Leben ist sehr schwer für sie. Die jungen Frauen hier haben mehr Zeit sich zu vergnügen.
Info: Ihr kommt aus dem Bistum Kumbo, wie sieht es dort aus?
Makelia:
Die Dörfer leben von Landwirtschaft und sind nicht sehr reich. Die Höfe sind anders als die Bauernhöfe hier. Die meiste Arbeit wird von den Menschen selbst gemacht. Man benutzt deren Kraft, um anzubauen, zu pflegen und zu ernten. Hier ist das ja anders, hier wird vieles von Maschinen gemacht. In Kumbo bauen die meisten nur Lebensmittel für den eigenen Gebrauch an. Es ist nämlich wegen der schlechten Straßen schwierig, Dinge vom Dorf in die nächste Stadt auf die Märkte zu transportieren. Es gibt kein Geld,
um bessere Straßen zu bauen. Das heißt, dass die Leute kein Geld haben. Meine Familie hat auch eine Farm. Wir bauen Mais, Bohnen und anderes Gemüse an. Wir haben auch eine kleine Kaffeefarm, um etwas Geld zu verdienen. In meinem Dorf leben ungefähr 8.000 Menschen. Wenn eine Familie nur vier Kinder hat, dann gilt sie als sehr klein. Bei uns leben die Großfamilien zusammen, Großeltern und Enkel. Zu einer Familie können etwa zwanzig Personen gehören.
Ephriam:
In meinem Dorf leben ungefähr 6.000 Menschen. Es ist ein typisches Dorf. Es gibt ein paar Leute in der Verwaltung, einen Bürgermeister und ein paar Leute, die so etwas wie Polizisten sind. Sie versuchen den Frieden im Dorf zu erhalten. In meinem Dorf haben wir kein Licht und kein fließendes Wasser. Wir müssen also etwa 2-3 Kilometer weit laufen, um Wasser zum Trinken und Kochen nach hause zu holen. Meistens nehmen wir auch unsere Kleider mit zum Fluss, um diese dort zu waschen. Wir sind Kaffeefarmer. Das bedeutet viel
Arbeit. Nachdem ich im Jahr 2001 mein Abitur gemacht hatte, hatten meine Eltern kein Geld, um mich zur Universität zu schicken, also ging ich zurück zur Farm, um dort zu helfen. Wir bauen sehr viele Dinge auf dem gleichen Stück Land an, z.B. Cucuyama, Bohnen, Bananen, Kaffee und Mais. Das wichtigste ist, das unsere Familien genug zu Essen haben. Wir bauen genügend an, aber wir haben keine Möglichkeit,es zum Markt zu bringen, wo wir es zu einem etwas höheren Preis verkaufen könnten. Also verkaufen wir es lediglich im Dorf. Da gibt es aber so viele Leute, die Lebensmittel verkaufen, dass es wirklich sehr billig ist und wir nicht wirklich Geld damit verdienen.
Info: Wie sieht das Gemeindeleben in Kumbo aus?
Ephriam:
In meiner Pfarrei gibt es einen Priester und wir haben jeden Tag Messe im Gemeindezentrum.
Viele Leute nehmen daran teil, auch viele Kinder und junge Leute. Wir singen sehr viel in der Kirche, wir trommeln und wir tanzen auch. Wir haben auch ein Jugendzentrum in Kumbo.
Makelia:
Es gibt schon sehr große Unterschiede,hier gibt es ja nicht jeden Tag eine Messe, sondern nur Sonntags. Viele Pfarreien hier haben keinen Pfarrer, sondern werden von Pastoralreferenten betreut.
Info: Was ist ansonsten typisch kamerunisch?
Makelia:
Das typische Essen in Kamerun sind Maisfladen und Gemüse.
Das typische Gemüse heißt ?Huckleberry?. Das ist das typische Kamerunische Essen, zu mindestens in Kumbo. Fleisch essen wir vielleicht einmal die Woche. Ansonsten kochen wir sehr verschiedene Dinge.
Info: Welche Erfahrungen habt Ihr in Deutschland und mit den Deutschen gemacht?
Ephriam:
Ich hatte die Vorstellung, dass es hier keine Wälder geben könnte ? das war ein entsetzlicher Gedanke. Als ich dann gelandet war und vom Flughafen zum Kloster Arnstein gefahren bin, waren da Gott sei dank viele Wälder. Das hätte ich so nie erwartet.
Makelia:
Ich habe mir vorher viele Gedanken gemacht, wie Deutschland wohl sein würde, weil ich ja vor dem Austausch Programm noch nie hier war. Ich dachte, in Deutschland hätte jeder alles und es gäbe keine armen Leute. Der größte Unterschied ist dann eben, dass es auch hier arme Menschen gibt, oder solche, die nicht lesen und schrieben können.
Ephriam:
Es gibt allerdings einen großen Unterschied zwischen den reichen Leuten hier und den reichen Leuten in Kamerun. Wenn man in Kamerun sagt ?der ist wirklich reich?, bedeutet das, dass er genug zu essen hat, nicht etwa, dass er sehr viel Geld besitzt. In unserem Dorf gibt es einige Leute, die als sehr reich gelten. Wenn man das aber mit den Armen in Deutschland vergleicht, haben die meist mehr als die Reichen bei uns. Sie haben z.B. kein Auto und auch deren Haus sieht nicht wirklich wie das Haus einer reichen Person aus.
Makelia:
Im Vergleich zu Kamerun sind die Leute hier sehr beschäftigt. Sie sind immer am Arbeiten und Geld verdienen. Sie sind nicht so freundlich wie in Kamerun. Bei uns ist man sehr freundlich und hat viel Zeit füreinander. In Kamerun liebt man es, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Hier ist das anders. Man kann ein ganzes Jahr hier leben und kennt noch nicht mal seinen Nachbarn. Das ist der größte Unterschied. Ansonsten gibt es hier wie in Kamerun gute und schlechte Menschen.
Ephriam:
Die Leute hier sind irgendwie verschlossener. Wenn wir einen Fremden treffen, dann sind wir sehr glücklich. Unser Leben ist eher ein Gemeinschaftsleben. Wenn etwas mit deinem Nachbarn beispielsweise nicht stimmt,dann erfährst du das innerhalb von fünf Minuten. Hier lebt man eher ein individuelles Leben.
Info: Was werdet ihr von hier mit nach Kamerun nehmen?
Ephriam:
Ich habe hier sehr viele Erfahrungen gesammelt. Deutschland ist eines der entwickelten Länder der Welt und ich habe hier viele Dinge gelernt, mit deren Hilfe ich versuchen kann, unsere Gesellschaft zu verbessern. Ich arbeite beim bdkj in Limburg und in einem Kindergarten in Flörsheim. Es sind die Erfahrungen dort, die ich später gebrauchen kann, um meine Gesellschaft zuhause voran zu bringen.
Makelia:
Ich arbeite im Mafalda, einem Mädchenkulturzentrum.So etwas ähnliches will ich in Kumbo auch aufbauen. Einen Ort, an dem sich Mädchen treffen und miteinander reden können.
Info: Vielen Dank für das Gespräch!
Original: http://www.kumbo-limburg.org/PDFs/040317_BDKJ-Info_0103t.pdf
posted by Kumbo-Limburg.org @
13:35
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